Der Begriff „Portfolio“ gewinnt in Bezug auf Schule und Unterricht immer mehr an Popularität. Dennoch gibt es kein einheitliches Verständnis dessen, was unter einem Portfolio zu verstehen ist und welche pädagogischen Konzepte sich hinter diesem Begriff verbergen. Im Rahmen des Seminars sollen verschiedene Formen der Portfolio-Arbeit untersucht und die dahinter stehenden Konzepte und Vorstellungen von Lernen und Bildung diskutiert werden. Auf Basis theoretischer Überlegungen sollen eigene Konzepte des Einsatzes von Portfolios im Unterricht erarbeitet werden. Dabei geht es vor allem um die digitale bzw. elektronische Variante von Portfolios, um ePortfolios.
Besonderer Schwerpunkt der theoretischen und auch der praktischen Auseinandersetzung mit dem Portfolio-Konzept liegt im Rahmen des Seminars auf Portfolios als Entwicklungsinstrument. Ein wesentliches Ziel von Portfolio-Arbeit im Unterricht – insbesondere von Entwicklungsportfolios – ist die Förderung von (Selbst-) Reflexivität, Selbststeuerung und Eigenverantwortung, kurz gesagt also die Förderung der Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk. Insbesondere dieser Aspekt ist sehr ambivalent zu betrachten: neben der Möglichkeit, den Lernprozess im Sinne eines konstruktivistischen Lernverständnisses zu gestalten, kann durch die Fokussierung auf Selbstreflexion und Selbststeuerung bei der individuellen Portfolio-Arbeit statt dem Lerngegenstand und dem eigenen Umgang mit Lerngegenstand und Lernziel auch verstärkt die Darstellung der eigenen Person in den Vordergrund rücken – und so als Teil einer neoliberalen Steuerungslogik angesehen werden. Das Portfolio kann damit vor allem zu einem Werkzeug des Identitätsmanagements werden und weniger ein Instrument der eigenen Wissenskonstruktion darstellen.